Ich öffne mich
                 – leise, unbemerkt –
                    und es kracht.

Ich gehe nicht weit
                    und bleibe, die, die ich bin.

In: Frankfurter Bibliothek, Lyrik des XXI. Jahrhunderts – Die besten Gedichte 2022/23, Frankfurter Literaturverlag, 2022

Verwandte, Du

Wann hast Du verlernt 
mich zu kennen?

Wann hast Du vergessen 
zu fragen wer ich bin?

Wann verlor mein Weg sich 
an Deinem Horizont?

Du fehlst.
Ich warte 
und bin mir Deiner gewiss.

IIn: Bibliothek deutschsprachiger Gedichte, Ausgewählte Werke XXIV, Realis Verlags-Gmbh, 2021

Du.

Du lagst auf mir.
Du hast Dich berührt.
Ich blieb.
Blieb bei mir
und verging.

Verging,
und verlor
Dich und mich.

Stummer Gang -
zu mir.

In: Dichtungsring – Zeitschrift für Literatur, Heft 59, Sommer 2021 – Schlüsselerbnis, Bonn

Frisch
	– luft.
Frisch
	– duft.
	– – Du.

Geist
	– frisch.
Seelen
	– frisch
	– – und Du?

Geistluft, Seelenduft
	– bist Du.

In: Frankfurter Bibliothek, Lyrik des XXI. Jahrhunderts – Die besten Gedichte 2021/2022, Frankfurter Literaturverlag, 2021

Ich dürste.
Dürste
Nach dem Duft
des Du.

Parfüm,
Waschmittel,
Haarspray,
Aftershave
und
dahinter
Du.

Schweiß,
Fett,
Liebe,
Mundgeruch
bist
Du.

Durch Maske
Weggefiltert;
Durch Abstand
ferngehalten;
Durch Kontaktregeln
minimiert
willst Du.

Atemwärme,
Körperdruck
dann
bist Du‘s gewiss.

Dürfen wir
wir sein?

Dürfen Du
und ich sein?

Dürfen Menschen
Menschen sein
ganz und gar?

Heute nicht.

In: SYLTSE – Zeitung für Schwerdenkeleien & Leitsinnigenten, Nr. 005, 2021

Eins sein

Einsam
sein
im Zeitkorn
eines Moments.

Umringt
von Menschen,
fern
der Nähe.

So verliere, ich
Dich – 

In: POETICA PANDEMICA, Lohrbeer Verlag Bielefeld, 2020

Angst

Deine Angst
hält Dich.
Fest.

Du fühlst
Dich.

Deine Angst
lässt Dir Seeschlitze.
Kleine.

Du siehst
nichts.

Die Angst
verdrängt die Welt.
Einsam, bleibst Du.

Du,
Du bleibst allein,
siehst nichts
und fühlst Dich.

In: Bibliothek deutschsprachiger Gedichte, Ausgewählte Werke XXIII, Realis Verlags-Gmbh, 2020

Nachtgrenze
Du mein Heimatland.

Vernebelst mir des Tagesreize.
Verbindest mir der Augenlicht.
Lässt Duft erblühen
und Klang in jede Ritze dringen.

Nachtgrenze
Du meine Schwester.

Enthüllst mir die Nachtgedanken.
Entfesselst mir das unsichtbare Innere.
Lässt meine Seele sein
und mein ich erquickend wandern.

Nachtgrenze
Du mein Tod.

Behinderst den festen Schritt.
Beleidigst den wachen Blick.
Lässt den Atem frei
und mein Schicksal in mich.

In: Frankfurter Bibliothek, Lyrik des XXI. Jahrhunderts – Die besten Gedichte 2020/2021, Frankfurter Literaturverlag, 2020

Heimatsuchendes,
Herz,
Du,

Du
suchst mich,
suchst die Heimat,
Deine
Heimat
in mir.

In: Frankfurter Bibliothek, Jahrbuch für das neue Gedicht 2019, Brentano Gesellschaft Frankfurt/M, 2018

In: Frankfurter Bibliothek, Lyrik des XXI. Jahrhunderts – Die besten Gedichte 2019/2020, Frankfurter Literaturverlag, 2019